Willkommenskultur für Familien im Engagement erwünscht
Beim digitalen Bildungstag der Lagfa Brandenburg zum Thema “Engagement für Familien & Familien-Engagement“ am 5. Oktober 2022 wurden die Linien zwischen Engagement in, für und mit Familien verwischt.
Das liege nicht zuletzt an den gelebten Werten in engagierten Familien. “Wer als Kind ehrenamtliches Engagement erfahren hat, trägt das oft weiter” erläuterte Matthias Milke von der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände in Brandenburg in der Diskussion. “Familien sind eben auch davon geprägt, Verantwortung füreinander zu übernehmen.”
Auch Heike Kötter von der Servicestelle Familienzentren und Mehrgenerationenhäuser bestätigt diesen Effekt. “Es ist nicht immer klar zu sagen, wer sich gerade für wen engagiert. In den Familienzentren decken die Jüngeren für den Seniorennachmittag den Tisch, während die Älteren mit den Kindern basteln. Es fühlt sich oft einfach wie Freizeitgestaltung an.”
Dass Familien-Engagement trotzdem mehr Beachtung erfahren sollte, wünschte sich Ronny Hahn-Jockenhöfer von der Staatskanzlei Brandenburg. Er möchte, dass Familien mitgedacht werden: “Es fehlt eine Willkommenskultur für Familien im Engagement. Einsatzstellen sollten prüfen, ob es nicht möglich wäre, die Kinder oder Großeltern mitzubringen.”
Dies sei auch eine Frage der Vereinbarkeit, betonte Dr. Gisela Notz, Historikerin und Sozialwissenschaftlerin. Freiwilliges Engagement dürfe keine weitere Erwartung an Familien und insbesondere an Frauen werden. Gleichzeitig ermögliche das gemeinsame Engagement aber auch Vereinbarkeit und Entlastung, wenn sie sinnstiftende, kostenlose Freizeitgestaltung ist und Familienbindungen stärkt.
Sarah Riemann vom Netzwerk Gesunde Kinder hob dabei die Rolle des Engagements in Familien hervor: “Wunschgroßeltern oder Familienpaten sind eine wichtige Entlastung für Eltern. Dieses Engagement ist zwar anspruchsvoll, gleichzeitig ist aber auch das Wirksamkeitsgefühl für die Beteiligten sehr stark.” “Um Familien zu erreichen, muss man auf sie zugehen, sie direkt ansprechen und möglichst praktisch zeigen, was das Engagement bedeuten kann.” ergänzte Sabine Rackel, Leiterin der Freiwilligenagentur Spremberg. “Der Zugang muss niedrigschwellig sein, sonst wird es schwierig.”
Wie genau die Familie zu definieren sei, darüber herrschte keine Einigkeit. Vielleicht ist es aber auch gar nicht so wichtig, da die Bedürfnisse und Motivationen so vielfältig sind wie Familien selbst. “DIE Familie gibt es nicht” betonte Milke.
Steffi Wiesner von der Koordinierungsstelle für Freiwilligenarbeit & Bürgerengagement im Landkreis Potsdam-Mittelmark wies darauf hin, dass freiwilliges Engagement niemals eine Lückenbüßerfunktion übernehmen dürfe, um staatliche Aufgaben zu übernehmen. Hiervor müssen auch Familien geschützt werden.
Einig waren sich alle, dass im Engagement mit, für und in Familien Begegnung, Integration und Inklusion ermöglicht und gelebt werden können. Deswegen sollten Einsatzstellen ermuntert werden, Familien mitzudenken, bestehende Projekte daraufhin zu prüfen, ob Familien gemeinsam aktiv werden können und Projekte und Veranstaltungen explizit für Familien anzubieten.
Die Angebotsvielfalt ist riesig, das zeigten die Beispiele in der Diskussion. Die Freiwilligenagenturen beraten und vermitteln Freiwillige und Einsatzstellen, die sich dem Thema annähern möchten. Eine Übersicht der Freiwilligenagenturen im Land Brandenburg befindet sich auf der Website der Lagfa unter www.lagfa-brandenburg.de